BUND Ortsgruppe Raum Rottweil

Streuobst-Ideen

für die Landesgartenschau 2028

Die BUND-Ortsgruppe Raum Rottweil möchte sich während der Landesgartenschau 2028 zum Thema „StreuobstwiesePlus“ engagieren. Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen unserer Heimat und sind darüber hinaus in unserer süddeutschen Kultur fest verankert. Sie sind ein Musterbeispiel für Kulturlandschaftselemente, die im Übergangsbereich von Städten und Dörfern zur offenen Landschaft und damit im unmittelbaren Lebensumfeld zahlreicher Menschen liegen. Sie besitzen eine hohe Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität, die regionale Identität, das Landschaftsbild und die Erholungsfunktion sowie als wichtiger Ort der Umweltbildung.

Fast alle möglichen Themen und Projekte können als Workshops, Aktionen, Vorträgen oder Führungen sowohl vor („Lerngarten“ zur Entwicklung des Geländes), während und nach der Landesgartenschau von den Umweltverbänden (z.B. über die VHS) angeboten werden und bereichern dadurch nachhaltig und dauerhaft die Umweltbildungsangebote in unserer Stadt.

 

Alte Sorten

Die Vielfalt der Streuostwiesen beruht auch auf der Vielfalt der auf ihnen vertretenen Obstsorten. Nicht nur die klassischen Apfelbäume, auch Birnen, Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen oder Nussbäume warten mit einer Vielzahl an (meist unbekannten) Sorten auf. Wir würden gerne Sorten zeigen, die in unserer Region (Schwarzwald-Bar-Heuberg-Schwäbische Alb) typisch und geeignet, sowie bei uns in Rottweil historisch verwurzelt sind. Vielleicht findet sich ja auch eine alte vergessenen „Rottweiler Sorte“? Wir wollen die vergessene Vielfalt den Besuchern wieder ins Gedächtnis rufen. Interessant wäre z.B., Kuriositäten über ein Rätsel zu vermitteln.

 

Baumpflege und Mahd

Die Pflege der Streuobstwiesen-Bäume und die Mahd der Wiese sind essentiell für den langfristigen Erhalt der Baumvitalität und der Artenvielfalt. Vor und nach der Landesgartenschau können beispielsweise Baumschnitt-Kurse in Zusammenarbeit mit der Baum-und Fachwartvereinigung Rottweil-Tuttlingen e.V. stattfinden. Während der Landesgartenschau könnten Workshops zu einen Sommerschnitt (“Juni-Riss“) an Obstbäumen stattfinden. Sehr interessant wären auf der Streuobstwiese z.B. auch Workshops im Mähen mit der Sense. Zur Pflege der Streuobstwiese würde sich weiterhin auch eine Kooperation mit einer Schäferei eigen.

 

Schäferei

Die (Wander-)Schäferei und die Herstellung entsprechender Produkte (Wolle, Milch, Fleisch…) spielte jahrhundertelang eine große Rolle in der heimischen Landwirtschaft, auch in Rottweil. Dabei prägten sie maßgeblich das Landschaftsbild. Heute sind Schäfer oft im Auftrag des Naturschutzes unterwegs, um die selten gewordenen, aber ökologisch wertvollen Flächen wie z.B. Wacholderheiden zu erhalten. Die kulturhistorische sowie ökologische Rolle der Schäferei könnte auf diese Weise sehr gut in Kombination mit dem Thema Streuobstwiese in die Landesgartenschau mit einbezogen werden.

 

Obstnutzung und Selbstversorgung

Das Obst kann man nicht nur pur genießen, sondern zu vielen tollen Produkten weiterverarbeiten: Saft, Kuchen, Most, Obstbrand, Dörrobst, Marmeladen, Eingemachtes usw. Dazu könnten wiederum vor, während und nach der Landesgartenschau (je nach Infrastruktur) Koch-und-Back-Aktionen oder Feste (Pflanz, Blüh- und Erntefeste) organisiert werden. Streuobstwiesen spielen auch eine wichtige Rolle in der Selbstversorgung, die thematisiert werden kann. Hierzu könnte beispielsweise auch mit Gartenbauvereinen oder Gruppen zur Solidarischen Landwirtschaft zusammengearbeitet werden.

 

Verkauf regionaler Produkte

Denkbar wäre auch ein Verkaufsstand (z.B. im Umweltpavillon) mit regionalen Produkten, die in Bezug auf die Streuobstwiese stehen. Dazu gehören beispielsweise die oben genannten Obst-Produkte oder auch Honig und andere Imkerei-Produkte, sowie Schäferei-Produkte oder Saat- und Kräutermischungen...

 

Artenvielfalt und Artenschutz

Auf Streuobstwiesen finden bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Viele davon sind in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Ob Wildbienen, Schmetterlinge, Fledermäuse, Steinkauz oder Siebenschläfer, alle finden auf der Streuobstwiese ein Zuhause. Sowohl die Bäume wie auch die umgebende Wiese bieten aufgrund ihrer Vielfalt nicht nur Nahrung in Form von z. B. Pollen, Nektar, reifem Obst und Insekten, sondern auch verschiedenartigen Unterschlupf am Boden, im Holz oder im Geäst. Zu diesem Thema wären Führungen für alle Zielgruppen, sowie Spiel- und Bastel-Aktionen oder Wissens-Rallyes für Kinder vorstellbar.

 

Nisthilfen und Futterangebot

Auf der Streuobstwiese können verschiedenste Nisthilfen installiert, gezeigt und erklärt werden. Sei es für Wildbienen und andere Insekten, für Fledermäuse oder Vögel. Gerade in Zeiten, in denen die Lebensräume der Tiere schwinden und bedroht sind, ist solcher „Ersatz“ unbedingt notwendig. Dasselbe gilt für Möglichkeiten zusätzlichen Nahrungsangebotes für die Tiere (z.B. Futterkästen für Vögel, Eichhörnchen…). Das Erstellen solcher Nisthilfen und Futterstellen kann in Workshops mit Wissensvermittlung zu Lebensweise, Ökologie und Nutzen der jeweiligen Art, angeboten werden.

 

Bienen (Imkerei) und Wildbienen

Seit einigen Jahren ist der drastische Rückgang sowohl an Arten als auch an Populationsgröße der Insekten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geraten. Dabei stehen die Bienen als wichtige Bestäuber in unserer Lebensmittelproduktion oft im Vordergrund. In Deutschland summen nicht nur Honigbienen (Apis mellifera), sondern auch über 550 verschiedene Wildbienenarten. Alle jedoch benötigen einen geeigneten Nistort, Nistmaterial und eine große Vielfalt an Blütenpflanzen zur Nahrungssuche. Streuobstwiesen, Kiesgruben und Heideflächen sind für den Wildbienenschutz besonders wertvoll. Auch der eigene Garten kann als Bienenparadies gestaltet werden. Zum Thema Bienen und Wildbienen könnten für die Landesgartenschau Vorträge und Workshops zu Nisthilfen (s.u.), Imkerei (z.B. durch Umweltverbände, interessierte (Bio-) Imker, Vereine…), bienenfreundliche Gartengestaltung etc. projektiert werden.

 

Fledermäuse

Seit mehr als 50 Millionen Jahren bevölkern Fledermäuse die Erde. Sie sind die einzigen Säugetiere, die jemals den aktiven Flug erlernt haben. In Deutschland fliegen 25 Fledermausarten durch die Nacht, viele davon sind in ihrem Bestand bedroht und stehen auf der Roten Liste. 14 Fledermausarten konnten in Streuobstwiesen gefunden werden, darunter äußerst seltene Arten wie die Mopsfledermaus und die Bechsteinfledermaus. Zusätzlich zu Fledermauskasten-Workshops (siehe Nisthilfen) könnten auch abendliche Fledermaus-Exkusionen mit dem Bat-Detektor angeboten werden (z.B. in Zusammenarbeit mit NABU).

 

Hecken und Trockenmauern

Hecken und Trockenmauern als Gestaltungselemente sowohl auf der Streuobstwiese als auch im Garten bereichern die Vielfalt an Wohn-, Nist-, Nahrungs- und Lebensraum und tragen somit erheblich zur Artenvielfalt bei. Zwei Ideen, wie dies bei der Landesgartenschau in ganz besonderer Weise umgesetzt werden könnte (10-Jahreszeiten-Hecke und Schichtstufen-Mauer), werden im Anhang unter „StreuobstwiesePlus“ (höher, grüner, weiter gedacht) erläutert.

 

Zielgruppen:

Das Thema „StreuobstwiesePlus“ ist für alle Zielgruppen spannend und informativ: für den einzelnen Landesgartenschau -Besucher, Familien, Senioren, Gruppen und Vereine, Studenten, Schulklassen und Kindergärten. Hier kann sehr gut vermittelt werden, wie ein Garten naturnah und artenreich in Flora und Fauna aufwarten und nebenbei allerlei Köstlichkeiten für uns Menschen bereithalten kann. In dieser Hinsicht kommt die Streuobstwiese ihrem „Zwischenstatus“ zwischen Kultur und Natur in vollem Umfang gerecht.