BUND Ortsgruppe Raum Rottweil

Nagen wie die Biber

"Bockiger" Entdecker-Streifzug (WWW hautnah - Wasser)

Dass sie nagen können wie die Biber, konnten die Kinder an einer Karotte unter Beweis stellen. Beim Wasser-Entdecker-Streifzug der BUND-Ortsgruppe Raum Rottweil am Sonntag, den 12. Juli, lernten die teilnehmenden Familien dieses Mal allerhand Wissenswertes und Kurioses über das größte europäische Nagetier, das sich langsam aber sicher seinen angestammten Lebensraum wieder zurück erobert. Ausgestattet mit spannendem Anschauungsmaterial aus dem Biberrucksack der WBW Fortbildungsgesellschaft nahm Geoökologin und Gewässerführerin Christina Kraus die Familien mit in die Welt von „Meister Bockert“. An einem Biberschädel konnten die Kinder die orange gefärbten, sich selbst schärfenden Nagezähne bewundern und einen der immer nachwachsenden langen Zähne aus dem Unterkiefer ziehen. Gestaunt wurde auch, als die Teilnehmer erfuhren, dass der Biber keinesfalls Fisch frisst (er ist reiner Vegetarier), sondern früher selbst als „Fisch“ eingestuft wurde: Aufgrund seiner Lebensweise im Wasser durfte man ihn früher auch während der Fastenzeit essen. Für den Bestand des Nagers war dies natürlich fatal, da er sowieso schon wegen seines begehrten Pelzes stark bejagt wurde. An einem echten Biberpelz konnten die kleinen Wasser-Forscher selbst fühlen, wie warm und weich es ist. Ein Biber trägt nämlich bis zu 26 000 Haare pro cm2 auf seinem Körper – wir Menschen haben auf dem Kopf dagegen nur bis zu 600. Daher wurde der große Nager bei uns beinahe ausgerottet und die heute lebenden Menschen sind an eine Umwelt ohne Biber gewöhnt.

Inzwischen steht der Biber unter Naturschutz und darf nicht gejagt und seine Bauten dürfen nicht zerstört werden. In den letzten Jahrzehnten breitet er sich daher immer weiter aus. So kommt es manchmal zu Konflikten, wenn Gärten oder Felder nahe am Gewässer sind und überflutet oder von einem hungrigen Nager besucht werden. Der Biber ist allerdings schon seit Millionen von Jahren in Europa und Nordamerika verbreitet und gestaltet schon immer aktiv seine Umwelt zu seinem Vorteil mit Dämmen, Burgen und Kanälen. Dadurch schafft er eine strukturell vielfältige Landschaft, an die sich viele Tier- und Pflanzenarten im Laufe der Evolution angepasst haben. Kein Wunder, dass sich in Gebieten, in die der Biber zurückkehrt, auch nach und nach wieder eine höhere Artenvielfalt einstellt. Durch seine Staustufen trägt er außerdem zum Hochwasserschutz bei und reinigt die Gewässer von Schwebstoffen. Weltweit kann man die Naturleistung des Bibers sogar auf 699 000 000 Euro im Jahr beziffern.

Am Ende der Exkursion im Eschachtal konnten die Kinder ihr Wissen über Meister Bockert beim Wahr-Falsch-Quiz unter Beweis stellen. Der Kommentar der jungen Biber-Experten: „Das nächste Mal aber bitte schwierigere Fragen!“ Kooperations-Partner zu dieser Veranstaltung in der Reihe „Wald-Wiese-Wasser hautnah“ sind neben dem BUND Raum Rottweil die Volkshochschule Rottweil, die Lokale Agenda Rottweil und der NABU Rottweil und Umgebung.